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Sommerferien – die Zeit der Entspannung und des Nichtstuns – anstatt mich in die Sonne zu legen, begab ich mich auf die Reise – zwei Jugendorchester und ich.
Es war am Samstag der ersten vollen Ferienwoche, als mich meine Eltern nach Görlitz brachten. Im Gepäck Klamotten für den Alltag, Konzertkleidung, Piccolo- und Querflöte, Noten und ein Notenständer – das Abenteuer begann.
Das erste Jugendorchester, das ich besuchte, war die „Junge Deutsch-Polnische Philharmonie“. Anfangs stand ich etwas verloren am Bus. Die anderen schienen sich alle schon zu kennen und als „die Neue“ ist es immer etwas schwer, dachte ich. Zum Glück fand ich dann noch zwei andere Neuankömmlinge, mit denen ich mich zusammentat. Dann ging es in den Bus und auf zu unserem Probenort Miłkòw. Kaum dort angekommen hatten wir noch vor dem Abendbrot unsere erste Tutti-Probe. Auf dem Programm? – Trompetenkonzert As-Dur von Arutiunian, der Solist – ein 16-Jähriger deutsch-polnischer Abstammung. Als zweites Stück: Bilder einer Ausstellung von Mussorgski. Beide Stücke gehören der schweren Orchesterliteratur an, meist nur aufgeführt von Berufsorchestern, aber man darf ja nach Sternen greifen. Mehr oder minder hineingeworfen wurde ich nicht nur in die erste Flöte in den Bildern einer Ausstellung, sondern auch in den Probenalltag. Jeden Tag üben – proben – essen – proben – essen – proben – schlafen, das Ganze eine Woche lang. Anstrengend? Ja! Schön? Auf jeden Fall! So hart wie wir tagsüber probten, so entspannt und schön waren die Abende. Zusammensitzen, reden, sich austauschen bis spät in die Nacht. Was wir gesprochen haben? Eine Mischung aus Deutsch, Englisch und Polnisch. Den Slang würde normalerweise niemand verstehen, aber es hat funktioniert – wenn auch mit Händen und Füßen.
Das Orchester bestand aus Leuten aus ganze Deutschland und Polen zwischen 13 und 25 Jahren. Von Schülern und Spezialschülern bis zu Studenten sowohl ihres Instruments als auch anderer Fächer. Wir waren ein kunterbunter Haufen, aber es hat gepasst. Das verdanken wir nicht zuletzt unserer sehr guten Dirigentin, Frau Sapiecha-Muzioł. Dank ihr hatten wir selbst abends noch einen Ohrwurm von den Stücken.
Nach den ersten beiden Konzerten in Polen kam der eigentliche Höhepunkt unserer – meiner Meinung nach – sehr gelungenen Konzertreise: Wrozław – Breslau. Dort hatten wir die Ehre, in der Philharmonie zu spielen und auch die diesjährige CD aufzunehmen. Man fühlte sich ein bisschen wie ein Profi, denn das ganze Orchesterzusammenspiel bekam Routine. Das Orchester wuchs zu einer kleinen Familie zusammen. Auch wenn mal etwas schief ging: Wir zitterten zusammen vor dem Konzert und lachten genauso danach, als alles gut gelaufen war. Unsere letzten beiden Konzerte fanden in Plauen und Dresden statt. Nach fünf Tagen permanentem Rampenlicht waren wir alle sichtlich geschafft, aber aufhören wollten wir auch nicht. Unser Abschied blieb nicht tränenlos und endete mit Vorfreude auf das nächste Jahr. So war das erste Projekt des Sommers beendet, aber nur anderthalb Wochen später ging es weiter für mich.
Diese Mal kam ich im „Sächsischen Landesjugendorchester“ an. Durch die „Junge deutsch-polnische Philharmonie“ kannte ich zur Anreise bereits ein paar Gesichter, was mir den Einstieg sehr erleichterte. Wieder kehrte der Alltag ein, der aus Essen, Schlafen und v.a. Proben bestand. Sozial gesehen war es im Landesjugendorchester schwerer, Fuß zu fassen, jedoch hatte ich mich auch dort nach drei Tagen gut eingefunden. Unser Programm hier: L’après midi d’un faune von Debussy, 1. Klavierkonzert Des-Dur von Prokofiew, Ouvertüre zum Trauerspiel Egmont von Beethoven und eine Uraufführung eines Konzerts für Bajan von Hans-Peter Preu – ein Freund unseres Dirigenten. Interessante Erfahrungen und eine kaputte Flöte kurz vor der öffentlichen Generalprobe. Aber zum Glück hilft Improvisation. Ein Helfer hatte noch eine alte Flöte in der Landesmusikakademie in Colditz gefunden, wo unsere Probenphase stattfand.Am Abend nach der Generalprobe gab es dann noch den „Bunten Abend“ an dem jeder zeigen konnte, was er an Performance der musikalisch noch alles zu bieten hatte. Auch unser Dirigent Herr Kersten beteiligte sich rege und machte alles mit! Mit dem Landesjugendorchester hatten wir nur zwei Konzerte in Deutschland – eines in Grimma (wir machten eine Paddeltour von Colditz nach Grimma!) und eines in Dresden. Da Studenten des Pedrosawodsk College of Music mitarbeiteten, gibt es noch eine Konzertreise nach Russland, wo noch weitere Konzerte stattfinden.
Auch hier im Orchester sprachen wir alles durcheinander, was wir im Fremdsprachen-Repertoire fanden. Das Konzert in Dresden in der Lukaskirche wurde vom MDR mitgeschnittem und bei MDR Figaro am 01.09.13 ausgestrahlt. Es war wieder eine Ehre, dort spielen zu dürfen.
Der Abschied nach einer Woche fiel mir nochmals sehr schwer…Mein persönliches Resümee aus den beiden Orchesterprojekten: Ich liebe es! Am besten immer weiter so. Nicht nur musikalisch habe ich viel gelernt, auch habe ich viele neue Leute kennengelernt und ich hatte die außergewöhnliche Möglichkeit, in den Probenalltag sehr guter Jugendorchestern hineinschnuppern zu dürfen – und ich weiß jetzt schon, was ich die nächsten Sommerferien vorhabe …
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Die Webpräsenz des Landesjugendorchesters Sachsen finden Sie hier.