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12.10.18
Warum Europa eine gute Idee ist

Studienfahrt nach Strasbourg und Verdun gibt Antworten

Wie wird der Erste Weltkrieg in Frankreich wahrgenommen? Wie sieht ein Schlachtfeld nach über hundert Jahren aus? Wie fühlt es sich an, auf einem Friedhof mit Hunderten von Gräbern zu stehen? Warum ist ein vereintes Europa wichtig für uns?

Sechzehn Afraner, vierundzwanzig Coswiger, vier Lehrer, eine Busfahrerin und Oberstleutnant Holger Hase, der uns als Militärhistoriker ein ganz ausgezeichneter Reisebegleiter war: sie alle haben sich auf den Weg gemacht, um auf diese und weitere Fragen innerhalb einer Woche Antworten in Frankreich zu finden.

Nach einer schier endlosen Busfahrt kamen wir Anfang September abends in Strasbourg an. Strasbourg ist in vielerlei Hinsicht eine reiche Stadt, liegt nahe an der Grenze und ist durch Brücken mit der deutschen Stadt Kehl verbunden. Unsere Jugendherberge war nur wenige Meter vom Rhein entfernt, sodass wir an den folgenden Abenden die wundervolle Sicht auf beide Städte genießen konnten.

Während unserer zwei Tage in Strasbourg setzten wir uns mit Europa und dem Elsaß auseinander: wir sammelten zahlreiche Eindrücke, die von einer Schnitzeljagd durch den "lieu de l'Europe" über eine Führung durch das Europaparlament bis hin zum Verkosten zahlreicher elsässischer Spezialitäten reichten. Wir Afraner liefen so viel wie sonst vielleicht nur innerhalb eines Abschnittes.

Warum also ist Europa eine coole Idee? Nach unseren zwei Tagen in Strasbourg erschien es uns, dass Europa schlechthin die Idee von Freiheit und friedlichem Zusammenleben verkörpert. Europa, also die Idee des im letzten Jahrhundert vereinten Europa, dasselbe, welches heute so oft kritisch betrachtet wird, könnte eigentlich mit dem Happy End eines Disney Films verglichen werden. Wie sehr wir uns über dieses Ende freuen können, wurde uns vor allem in den folgenden Tagen bewusst, als uns an verschiedenen Orten das Grauen des Ersten Weltkrieges ganz eindringlich vor Augen stand.

So nahmen wir auf dem Hartmannswillerkopf an einer Führung über ein damaliges Schlachtfeld teil. Unser Weg führte uns über Bergkämme, mit der Möglichkeit die unglaubliche Aussicht zu bestaunen, vorbei an Denkmälern, durch Schützengräben, in Unterstände aus Beton und Stein und wieder hinaus, ins "no man’s land", die Front, an der Menschen aus ungefähr 30 Metern Entfernung oder gar weniger aufeinander schossen. Dort, an der Front, wären wir vor hundert Jahren sofort gestorben, erzählte uns Militärhistoriker Hase. Zwischen den Fronten lebte nichts mehr. Das Schlachtfeld bestand nur aus Erde oder Schlamm und war von Kratern übersät. Die Krater kann man auch heute noch sehen, genauso wie die Stacheldrähte und Schützengräben. Die Umgebung jedoch besteht nicht mehr aus Erde und Leichen; heute ist alles bewachsen und grün, überall sind Laubbäume und das ganze ehemalige Schlachtfeld ist voller Leben. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl in einer wunderschönen Landschaft zu stehen und gleichzeitig zu wissen, dass an diesem Ort, vor hundert Jahren, sich Menschen mit bis dahin noch nie gesehener Grausamkeit gegenseitig ermordeten.

Auch nach Verdun fuhren wir. Dort besuchten wir das "Mémorial de Verdun", ein Museum zum Gedenken an den ersten Weltkrieges und einen von Kratern durchzogenen Wald, der einmal das Dorf Fleury war. Weiterhin besuchten wir verschiedene Denkmäler und zahlreiche Friedhöfe, unter anderem auch das Beinhaus von Douaumont, welches heute eine nationale Gedenkstätte und ein wichtiger Erinnerungsort ist. Hier reichten sich 1984 François Mitterand und Helmut Kohl die Hand - als Geste der Versöhnung der einstmals verfeindeten Franzosen und Deutschen. Auch heute noch werden dort Knochen von Menschen beigesetzt, die keiner bestimmten Person zugeordnet werden können. Einige der von uns besuchten Friedhöfe beherbergten auch Gebeine von Deutschen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde zwar gestattet, dass die deutschen Soldaten begraben wurden, ihre Kreuze oder Grabsteine sind jedoch schwarz statt weiß.

Eine weitere Station, die uns sehr beeindruckt hat, war das "Fort Douaumont", eine damals stark umkämpfte Befestigungsanlage, die heute größtenteils unter der Erde liegt.

Wenn Euch eines der hier angeschnittenen Themen interessiert, dann solltet ihr Euch auf jeden Fall dafür einsetzen, dass diese Fahrt wiederholt wird. Solltet ihr noch Fragen haben, dann sprecht uns gern an (Alicia, Isabelle, Johannes, Louise, Oskar, Theo, Isabelle, Julia, Betti, Marton, Simon, Sebastian, Inka, Amira, Marlene, Hermine; Frau Barthel, Frau Klinger).

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