Aktuelles

31.10.18
(K)eine Frage der Haltung

LehrerInnen Sankt Afras zu 'Lehrer-Beschwerdeportalen'

'Meldeplattformen' im Internet gegen vermeintlich unbotmäßiges Verhalten von LehrerInnen und ProfessorInnen werden freigeschaltet. In Sachsen erdachte die sächsische Landtagsfraktion der AfD im Oktober 2018 ein „Lehrer-SOS“. Als LehrerInnen des Landesgymnasiums Sankt Afra positionieren wir uns dazu.

Sapere aude (Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen) findet sich als Zitat über dem Eingangsportal unserer Schule. Dieser Grundsatz bildet für uns ein Leitmotiv. Dem Credo der Aufklärung verpflichtet, erziehen wir unsere SchülerInnen zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern. Sie sollen nach Freiheit und Glück streben und so sich selbst verwirklichen. Gleichsam sollen sie Verantwortung für ihre Mitmenschen, die demokratische Gesellschaft und die Zukunft übernehmen. Toleranz gegenüber anderen Meinungen ist dabei ein zentraler Wert.

Neben dem Wohl des Individuums ist der Schutz und die Erziehung zur freiheitlich demokratischen Grundordnung eine zentrale Aufgabe von Schule. Dieser Anspruch wird im Zuge der politischen Bildung umgesetzt, die in allen Unterrichtsfächern ihre Anwendung findet. Diese politische Bildung ist durch den Beutelsbacher Konsens determiniert. Die vorgeschriebene politische Neutralität verweist auf das sogenannte Überwältigungsverbot: "Es ist nicht erlaubt, den Schüler - mit welchen Mitteln auch immer - im Sinne erwünschter Meinungen zu überrumpeln und damit an der ´Gewinnung eines selbständigen Urteils´ zu hindern"[1].

Neutrale Schulen und neutrale LehrerInnen kann es aber nicht geben. Zwischen politischer Überwältigung und Neutralität spannt sich ein weites Feld - das der lebendigen Demokratie. In dieser leben und lernen AfranerInnen mit ihren LehrerInnen.

Der Beutelsbacher Konsens steht darüber hinaus für den Grundsatz des Kontroversitätsgebots: "Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen."[2] Schließlich sollen SchülerInnen lernen, ihre eigenen Interessen zu reflektieren und so zu einer eigenen Meinung kommen.

Der Unterricht am Landesgymnasium Sankt Afra ist dementsprechend schülerorientiert, wissenschaftspropädeutisch, handlungsorientiert, problemorientiert und multiperspektivisch. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, mit SchülerInnen im kritischen Diskurs über Fragen der Gesellschaft, der Politik und des Lebens zu streiten. Persönliche und politische Meinungsäußerungen von SchülerInnen und LehrerInnen auf Augenhöhe sind dafür unverzichtbar. Aus diesem gelebten Pluralismus erwachsen fundierte Haltungen, gestärkte Persönlichkeiten und mündige Bürger.

Daher ist es für uns keine Frage, es ist unser Selbstverständnis, dass wir für eine offene, demokratische Gesellschaft eintreten und uns nicht parteipolitisch instrumentalisieren lassen.


[1] Hans-Georg Wehling in: Siegfried Schiele/Herbert Schneider (Hrsg.): Das Konsensproblem in der politischen Bildung. Stuttgart 1977, S.179/180 zitiert nach: Bundeszentrale für politische Bildung: "Beutelsbacher Konsens", auf: www.bpb.de/die-bpb/51310/beutelsbacher-konsens, S. 1 (abgerufen am 23.10.2018, 11:17 Uhr).

[2] Ebd.

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